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Wie sah Huygens Titan?

Christiaan Huygens schliff sein Fernrohr, das im Frühjahr 1655 fertiggestellt wurde, zusammen mit seinem Bruder Constantijn. Das Original-Objektiv (0.32 cm Dicke, 5.7 cm Durchmesser) dieses Fernrohrs wird heute noch im Museum Boerhaave in Leiden aufbewahrt. Das Objektiv hatte mit einer Objektiv-Brennweite von 377 cm und einer geschätzten Okular-Brennweite von 7.5 cm eine Vergrößerung von 50.

Am 25. März 1655 richtete er sein Fernrohr auf die Planeten, zuerst auf Venus und Mars, danach auf Jupiter und Saturn. Über die Beobachtung von Titan schreibt Huygens in seinem posthum erschienenen Werk Cosmotheoros (lateinische Originalausgabe 1698). Er stellte in der Nähe des Saturn einen hellen Himmelskörper fest, der im Laufe der Wochen einmal den Saturn umläuft. Nach vier Umdrehungen war er sich im Juni 1655 sicher, dass es sich um einen Saturn-Mond handeln muss.

Er schreibt in Cosmotheoros:
Einer der Saturn-Monde, der heller als die anderen und auf der äußersten Bahn läuft, fiel mir ins Gesicht, und ich war der erste, der ihn sah im Jahre 1655 mit meinem Fernrohr, das nicht länger als zwölf Fuß war.

Er bestimmte dessen Umlaufperiode zu 15 Tagen 22 Stunden 41 Minuten 11 Sekunden, was vom heutigen Wert kaum abweicht. Den Abstand von Titan vom Saturn-Mittelpunkt nannte er 4 Ringeinheiten. Die Beobachtung von Titan war übrigens auch dem Umstand zu verdanken, dass der Saturnring gegen 1656 sehr flach war und deshalb Titan nicht bedeckte. Über die Eigenschaften von Titan wagte er nichts konkretes zu sagen, aber er behauptete, dass die Jupiter- und Saturn-Monde von der selben Natur sein könnten wie der Erdmond. So habe er keine andere Wahl als die Eigenschaften des Erdmondes auf andere Monde zu übertragen. Demnach sollte z. B. Titan jede Menge Krater besitzen, aber kein Wasser und keine Atmosphäre.
Richtig ist die Beobachtung von Huygens, dass Titan synchron rotiert und deshalb die eventuellen Titan-Bewohner den Saturn nur dann sehen können, wenn sie auf der Saturnseite leben. Die anderen Titan-Bewohner könnten es nie, es sei denn sie pendeln zur Saturnseite.
Huygens fragt rhetorisch, ob die Jupiter- und Saturn-Monde "zwecklos" (d.h. ohne Lebewesen) um die Planeten geführt werden sollen. Vielleicht können dort Pflanzen und Tiere auch ohne Wasser leben.
Zu seiner Lebzeit wurden vier weitere Saturn-Monde von Cassini entdeckt. Huygens konnte später Rhea und Iapetus sehen, jedoch nicht Tethys und Dione. Zwischen Titan und Iapetus stellte er eine ziemlich große Lücke von 8 Ringeinheiten fest, so dass er einen weiteren Mond vermutete, jedoch nicht entdecken konnte. Diese Vermutung hat sich erst 1848 durch die Entdeckung von Hyperion durch Bond bestätigt.

 

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