Tagung: Wasser im All beschäftigt Extraterrestriker - Nachrichten Wissenschaft - Weltraum - WELT ONLINE

Anmelden | 24. März 2011, 15:09 Uhr

Tagung

(5) Drucken Bewerten Autor: Yuriko Wahl| 21.02.2011

Wasser im All beschäftigt Extraterrestriker

Ufos und Aliens sind für Extraterrestriker nicht so wahnsinnig spannend: Ihnen geht es um Wasserquellen in entfernten Weiten des Sonnensystems.

Trinkwassermangel ist eines der größten Probleme der Menschheit. Die Vorräte werden knapper, die Suche nach neuen Quellen wird immer wichtiger. Renommierte Wissenschaftler stöbern auch tief unter dem Meer nach Süßwasser. Sogar auf weit entfernten Planeten und Monden sind Experten Flüssigwasser-Reservoirs auf der Spur. „Wasser ist eine essenzielle Grundlage für Leben. Wir suchen keine kleinen grünen Männchen, sondern Voraussetzungen für Leben“, sagt Professor Joachim Saur, Leiter des Instituts für Geophysik an der Kölner Uni zu Beginn einer internationalen Tagung. Seine Favoriten: der Jupiter-Mond Europa und die Saturn-Monde Titan und Enceladus.

Astronomen entdecken ersten bewohnbaren Planeten bei anderem Stern
Foto: pa/dpa/ESO Astronomen halten diesen Planeten bei anderem Stern - der Sonne Gliese 581 - für bewohnbar. Das muss Wasser einschließen

„Noch sind wir im Stadium der Grundlagenforschung. Aber in mittlerer Zukunft könnte Wasser von unserem Erd-Mond der Versorgung von Astronauten dienen“, glaubt der Forscher. „Wasser anderer Planeten oder Monde wird eines Tages nutzbar sein für die Menschheit. Für unsere Generation liegt das allerdings noch außerhalb des Machbaren.“

Wasser gibt es überall im Universum, allerdings meistens gasförmig oder gefroren. Saur: „Noch vor einigen Jahren haben wir geglaubt, nur auf der Erde gebe es flüssiges Wasser, dank der richtigen Entfernung zur Sonne und 15 Grad Durchschnittstemperatur.“ Unser „nächster Nachbar“ – der Mars – sei mit minus 55 Grad zu kalt für flüssiges Wasser, die Venus mit 400 Grad zu heiß.

„Es hieß schon, unser Sonnensystem ist nicht geeignet für die Suche nach Flüssigwasser, aber jetzt haben wir drei Monde als Hauptkandidaten“, erklärt der Experte. Beim Jupiter-Mond Europa liegen ganze Ozeane unter einem gut zehn Kilometer dicken Eispanzer. „Die Raumsonde Galileo hat entsprechende Magnetfelder aufgenommen und Daten runtergefunkt, die wir mit aufwendigen Computerberechnungen ausgewertet haben.“ Das Kölner Institut kooperiert mit US-Forschern und hat hier deutschlandweit die Nase vorn.

„Beim Saturn-Mond Enceladus haben wir Gletscherspalten ausgemacht, aus denen Wasser-Geysire austreten. Aktuell suchen wir mit Hilfe des US-Weltraumteleskops „Hubble“ Wasser auf dem größten Mond unseres Sonnensystems, das ist Ganymed“, sagt Saur.

Fotos vom Mars zeigen Wasserspuren
ESA weist Eis auf Südpol des Mars nach
Foto: dpa Das Foto zeigt das Reull-Tal auf dem Mars, aufgenommen aus einer Höhe von 273 Kilometer von der Raumsonde "Mars Express" der Esa. Das Tal wurde den Angaben zufolge dereinst von einem Fluss geformt.

Unten auf der Erde setzt das Team seines Geophysiker-Kollegen Professor Bülent Tezkan auf die Tiefen des Mittelmeers, um an neues Trinkwasser zu kommen. „Es gab die Vermutung in Israel, dass dort Grundwasser unter dem Meer liegt, aber die dortigen Wissenschaftler konnten den Nachweis nicht erbringen“, sagt Tezkan. „Wir haben das Grundwasser unter einer 120 Meter dicken Sediment-Schicht mit unseren elektromagnetischen Methoden nachgewiesen.“

Ein wichtiger Schritt, denn in Regionen mit besonderen Wasserproblemen und schwindenden Vorräten wie dem Nahen Osten sorgt das kostbare Nass bereits für politische Konflikte. Entsalzungsanlagen, die aus Meerwasser Trinkwasser machen, sind extrem teuer, weiß Tezkan, der mit Saur die viertägige Veranstaltung in Köln leitet. „Da wäre es schon billiger, das Grundwasser auch aus großen Tiefen unter dem Meer hochzupumpen.“

Fast 900 Millionen Menschen haben nach Schätzungen der Vereinten Nationen derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In 20 bis 30 Jahren werde es Prognosen zufolge zu einer sehr großen Wasserknappheit in vielen Teilen der Welt kommen, meint Tezkan. Klimawandel, steigender Verbrauch und anhaltende Verschmutzung gehören zu den Gründen. „Wasser ist Leben. Auch wir Wissenschaftler stehen da vor einer sehr drängenden Aufgabe.“

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dpa

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